Klezmer-Punk-Strategien gegen die Hoffnungslosigkeit
Die Musik des Singer/Songwriters, Akkordeonisten und Autoren Geoff Berner verbindet Klezmer mit Punk,politischer Satire und Balkan-Tanzrhythmen. Seine beißenden, intelligenten Lieder können Weinen, Lachen und Zähneknirschen auslösen – oder auch das Bedürfnis, ein Fenster einzuwerfen. Meistens alles gleichzeitig.
“We Are Going To Bremen To Be Musicians” ist Berners erstes Originalalbum seit vier Jahren. Mit seinen Worten: “kraftvolle Aufheiterungsmedizin, für die man sein Gehirn nicht ausschalten muss“.
Während schonungsloser Touren durch tausende von Bars, Cafes und Festivals hat sich Berner in Nordamerika und Europa einen wahren Kultstatus erarbeitet. Mit seiner auf sehr eigene Weise unwiderstehlichen Bühnenpräsenz gelingt es ihm, ein vergnügliches Chaos zu veranstalten. Sein typisches Publikum, so Berner, seien sonderbare, belesene Menschen, die gern trinken. Der Anteil von Physikern sei überraschend hoch.
Berner fühlt sich dem „Klezmer Bund“ zugehörig, einer Bewegung von radikalen jüdischen Kulturaktivisten wie dem Berliner Daniel Kahn, Psoy Korelenko aus Moskau und der aufwieglerischen Jewdas-Gruppe aus London. Der Klezmer Bund verwirft orthodoxe und ultra-zionistische Auffassungen einer jüdischen Identität und schließt stattdessen unterhaltsam und zugänglich an die tiefen Wurzeln linken jüdischen Denkens an.
Stefan Goreiski wird den Abend mit seinem Programm Mayses eröffnen!
Stefan Goreiski erzählt auf seinem Akkordeon mayses, jiddische Geschichten. Mal sind es eher die leise hingehauchten Töne eines Niguns, die das gespitzte Ohr erreichen. Mal schnauft der Balg in jähem Wechsel hin zu einem schrillen Akzent. Mal gebärdet sich die Schweineorgel zu einer wild groovenden Rhythmbox. Klezmer-Motive sind die Roots, die hier in guter jüdischer Tradition in Frage und Gegenfrage zur Disposition stehen und mit diesem erstaunlich vielseitigen Instrument gedehnt und gequetscht werden. Stefan Goreiski lotet dabei improvisierend die Höhen und Tiefen der Emotionalität eines Volkes aus, das über Jahrhunderte die Erfahrung von Vertreibung und Vernichtung gemacht hat und seine eigenen Überlebensstrategien entwickelt hat. Das spiegelt sich auch in besonderer Weise in seiner Musik wieder, die nicht nur von Trauer, sondern auch von unbändiger Lebensfreude und Extase geprägt ist, und das manchmal gleichzeitig. Dialektik macht’s möglich!